„Damen on Tour 2017“ – mit schwerem Gepäck auf Saar und Mosel

Schon vom Bootssteg in Dreisbach aus konnte man den Aussichtsturm der Saarschleife hoch oben bei Orscholz sehen. Das beflügelte uns 13 Frauen die Boote zügig aufzuriggern, um ins Wasser zu kommen. Schließlich lagen 120 Kilometer mit dem Ziel Zeltingen vor uns, für die Gerda vier Tage eingeplant hatte. Und wir waren spät dran.

Vom kleinen Ruderboot aus sind die Dimensionen der Saarschleife gar nicht richtig nachvollziehbar. Links und rechts am Ufer ragen hoch die bewaldeten Felsen auf. Wir angehenden Steuerneulinge, Sonja und Gaby, freuten uns über den ruhigen Fluss und das glatte Wasser. Für die an den Skulls hätte es etwas mehr Strömung sein können in der sengenden Hitze, die sich kurz nach unserem Start über der Saar breit machte.

Wer hat hier eigentlich das Kommando?

Schon nach 10 Kilometern gab es dann das wohlverdiente Mittagessen in Mettlach. Gut, viel gerudert waren wir zwar noch nicht, aber am Steg bei Mettlach haben wir den Landdienst das erste Mal schmerzlich vermisst. Den hatte uns Gerda vor der Tour gut gelaunt in höchsten Tönen avisiert. Doch leider kam dann kurzfristig die Absage. Wir mussten unser Gepäck selbst schleppen. Und bei jedem Anlegen alles raus aus den Booten und dann wieder rein in die Boote, und die Boote immer raus aus dem Wasser und wieder rein ins Wasser.

So auch in Mettlach. Da der Steg sehr klein war, mussten die Boote über die Rampe ein paar Meter davor rausgezogen werden. Zunächst aber sollten die Bootsinsassen der Reihe nach am Steg aussteigen und das Gepäck ausladen. Eine von uns ruderte das Boot dann zurück zur Rampe, das nächste Boot konnte anlegen. Das war die hohe Kunst der Koordination und Gerda musste hart durchgreifen, um alle Frauen ans Boot zu bekommen. Aber an welches denn eigentlich gerade?

Der „Hitzelagerkoller“

Die Sonne stach und ließ schon das kommende Gewitter erahnen. Die schwüle Hitze begleitete uns nahezu den ganzen Tag und als das Gewitter näher kam hatte doch so manche ein mulmiges Gefühl im Bauch. Das einzige Boot, in dem der Blitz dann wohl tatsächlich eingeschlagen haben musste, das saß Elisabeth am Steuer. Gustav hatte zwar die Leiste für die Lehne des Steuersitzes gerade vor der Fahrt noch repariert, doch: „Wo rohe Kräfte sinnlos walten, kann selbst Gustavs Leiste nicht mehr halten“!

Angekommen am Saarburger Ruderclub half uns Lisa mit den Booten. Die packte an wie ein ganzer Kerl und wir schleppten müde unser Gepäck ins Hotel am Markt. Ein toll beleuchteter Wasserfall und italienisches Essen (das für Karin allerdings ein Reinfall war), haben uns wieder etwas belebt. Um die Clubs in Saarburg unsicher zu machen, reichte es aber nicht. Nach diesem Tag waren alle einfach nur platt.

Aber gut, das war der erste Tag, da musste man sich einfinden. „Hitzelagerkoller“ eben, meinten einige. Die Neulinge Jutta und Marion waren zeitweise doch etwas irritiert vom „strammen Programm“ und dem Kommandoton. Marion hatte sich das Ganze „chilliger“ vorgestellt. So manche von uns an diesem Tag wohl auch. Aber was soll man machen, Schleusenwärter und bestelltes Essen warten nicht.

Die höchste Schleuse Deutschlands

Tag 2: Beeindruckend am nächsten Tag war die Schleuse Serrig, mit einer Hubhöhe von 14,5 Metern die höchste Staustufe Deutschlands. 10 Minuten Pause, weil die Schleusenkammern so groß sind, dass es eine Weile dauert, bis das Wasser abgelaufen ist.

Die Sonne war erträglich, doch leider machte sich am zweiten Tag ein anderer unliebsamer Geselle bemerkbar: Der Gegenwind. Der begleitete uns auch noch, als die Saar bei Konz in die Mosel mündete. Die bewaldeten Ufer wurden allmählich von Weinbergen abgelöst. Aber Strömung: Fehlanzeige. Wartezeiten nutzte Gerda als Übungsstunden für die Neuen. Chillen war erst für später angesagt.

Wenn Frauen ohne Männer rudern

Wie immer fallen viele Frauen zusammen auf und gerade die männliche Spezies kann sich so manche Bemerkung dazu nicht verkneifen. Im letzten Jahr wurden wir gefragt, wo denn unser Schlagmann sei, der der uns Frauen das Kommando gibt. In diesem Jahr musste sich Gerda beim Wirt am Campingplatz Treviris zur Mittagspause in Trier die ein oder andere anzüglichen Bemerkungen gefallen lassen. Kostprobe gefällig? Da sagte er zu ihr: „Son Haufen Weiber muss ja befriedigt werden“ (natürlich meinte er das Essen, ha ha) und fügte gleich hinzu: „Sind da noch welche solo dabei?“ Der „ahle Schmeerlapp“ hat sich zwar bemüht das Essen wunschgerecht zu servieren, aber wirklich gelungen ist ihm das nicht. Da wird er wohl Single bleiben.

Doch einmal unter der Gürtellinie angekommen, kreisten auch die Gespräche der Damen nur um ein Thema. Nein, nicht um Männer, sondern um die geschickteste Art im Boot oder außerhalb des Bootes die „Pipi“ loszuwerden. Marion fand im Internet die Pipi Pappe, auch „Puller Päppchen“ genannt. (Kann jeder selbst nachschlagen). Karin demonstrierte den „Pipi-Ausleger“ (Insider wissen was gemeint ist) und Gerda hatte ihre Kirschen (also echte Kirschen) in einem großen türkischen Joghurtbecher mitgebracht, der – auch als die Kirschen schon gegessen waren – noch gute Dienste leistete.

Später kamen wir aber doch noch auf die Männer zurück und zwar in Schweich, wo uns zwei (oder waren es mehr?) Angler mit den Booten halfen und auf unser Gepäck aufpassten. Derweil nahmen wir noch kurz ein Schlückchen in der nahegelegenen Gaststätte zum Fährturm zu uns, bevor es ins Hotel ging.  Als Dank spendierte unsere „Kasse“ eine Runde Bier und die Jungs versicherten uns, am nächsten Morgen wieder da zu sein, um mitzuhelfen, die Boote ins Wasser zu lassen. Aber denkste: Am nächsten Morgen gähnende Leere. Selbst ist die Frau.

Beim Abendessen wurden dann wieder erst einmal die Handys gezückt: Funkkontakt Frauentour an Herrentour. Nicht nur, dass wir – anders als die Männer – keinen Landdienst hatten, wir erfuhren auch noch, dass ein Polizeiboot die Ruderboote der Männer auf der Maas die ganze Zeit begleitet und sozusagen alle Schleusentore für sie geöffnet hatte. Nein, keine von uns war da neidisch. Man muss schließlich auch jönne könne.

Die Moselbootsschleusen waren übrigens im Vergleich zur Saar recht klein. Aber mit Geduld und Geschick schafften wir es alle drei Boote auf engstem Raum zusammen zu schleusen, auch ohne Polizei.

Kultur im Ruderboot

Tag 3: Die Pipi-Geschichten nahmen übrigens kein Ende: Trotz der vielen Vorschläge vom Vortag versuchten sich einige von uns am dritten Tag doch wieder seitlich ins Gebüsch zu schlagen, aber das war nicht immer von Erfolg gekrönt. Wurde Gerda im letzten Jahr von bellende

n Hunden begleitet, so waren es diesmal – schon wieder – die Männer. Auch Grazyna wollte nur kurz mal hinterher zum gleichen Zweck. Dabei wäre das Boot fast gekentert und Grazyna stand bis zum Bauch im Wasser. Und wenn man dann schon mal im Wasser ist…

Von Juttas (Jutta die I.) Boot klang derweil das Lied „Die Karavane zieht weiter“ herüber. „Kölschkurs“ für Jutta lautete das Motto. Ob ihr die Kölschen Lieder gefallen haben, ist nicht wirklich überliefert. Das Boot von Giesela wurde dagegen zum Quizzboot. Monika verpackte die Infos am Wegesrand zumindest einmal in ein launiges Fragespiel a la Günter Jauch. Nur die doofen Kandidatinnen wussten partout nicht, dass hier an der Mosel Beethovens Mutter gewohnt hatte. „Ich habe meine Damen kulturell gefördert“ meinte Monika. Wenn wir schon keine Zeit für Landgänge hatten, dann wurde das wenigstens auf diese Weise kompensiert.

Mittags beim Moselblick in Klüsserath kam übrigens reichlich Entenkacke mit ins Boot, das soll hier nicht verschwiegen werden. Man konnte ihr auf dem glitschigen Steg nicht ausweichen und sie hat uns noch eine Weile im Boot begleitet, ebenso wie die lauten Motorräder auf den Uferstraßen.

Fazit des Tages: Es war eine Kölschtour, eine Kulturtour und auch wieder eine Lehrtour für die Neuen. Neu waren auch die Besitzer im Dolce Vita in Bernkastel-Kues, wo wir eigentlich gut gegessen haben, der arme junge Wirt aber doch einige Schwierigkeiten hatte, alles einzeln abzurechnen. Die Hollandtour lässt grüßen!

Man achte auf sein eigenes Gepäck

Tag4 : Es soll ja bei anderen Fahrten Leute geben, die ihr Gepäck am Steg vergessen und es nicht einmal merken. Anders bei der Frauentour: Als hätten wir nicht genug Schlepperei mit unserem eigenen Gepäck gehabt, haben wir uns auch noch zusätzliche Last aufgebürdet. Und hätte der Taxifahrer, der uns vom Hotel in Bernkastel-Kues zum Anleger in Minheim gebracht hatte, nicht doch noch gemerkt, dass sein Rucksack fehlte, wir hätten ihn bis Zeltingen munter weiter ein- und ausgeladen.

Der zweite Versuch ein vernünftiges Gruppenbild hinzukriegen, aber keiner wollte auf mich hören…

Wenn die Irrungen und Wirrungen einmal ihren Lauf genommen haben, dann folgt die sogenannte „Fehlerschleppe“. Als wir am vermeintlichen Steg in Lieser anlegten, wo das Mittagessen reserviert war, hatten zwar einige das Gefühl, dass da laut „Wahrsager“ was nicht stimmen könnte, aber nur Elisabeth fasste es vehement in Worte. Da hatten wir allerdings schon alles Gepäck ausgeräumt und die Boote an Land gewuchtet. Es kostete Elisabeth einiges an Überzeugungskraft. Wir sollten also tatsächlich am falschen Steg gelandet sein? Es war so. Lieser lag noch einen Kilometer weiter.

Aber Glück im Unglück: Beim Wellnesshotel „Weisser Bär“ gab es einen wunderschönen Biergarten mit genügend Plätzen für alle. Nur für Massagen blieb leider keine Zeit mehr und Gerda hatte die undankbare Aufgabe, im ursprünglich vorgesehenen Gasthof anzurufen und einzugestehen, dass wir uns tatsächlich verfahren hatten. Mit freundlich säuselnder Stimme machte sie klar, dass die Mannschaft beziehungsweise „Frauschaft“ nicht einfach wieder ins Boot steigen könne, um den einen Kilometer weiter zu fahren. „Wenn ich denen sage, sie sollen die Boote wieder ins Wasser tragen und das ganze Gepäck wieder einladen, die bringen mich um!“ So wäre es in der Tat wahrscheinlich auch gewesen.

Aber, Gerda lebt noch und wir auch, obwohl der Tag wieder recht heiß zu Ende ging und auch trinken nicht mehr viel half. Ich sage nur: Flasche leer.

Ende gut, alles gut dann in Zeltingen. „Wenn nichts passiert, wäre es ja langweilig“, raunte jemand von der Seite. Und Gerda hatte dann auch für die Truppe noch ein paar nette Abschlussworte: „Ich weiß, die Tour war diesmal eine große Herausforderung, aber die Neuen haben sich gut geschlagen und die Alten haben gut durchgehalten“. Und die in der Mitte? Maschinenraum eben.

Aber zum Dank an Gerda werden wir noch mal all unsere restlichen Kräfte zusammennehmen und hochrudern zu einem leckeren Essen beim Strandbad Marie. Ein ganz klitzekleiner Wassersack dürfte da reichen…

Alle Begebenheiten und Anekdoten wurden zusammengetragen von Gerda Kothe, Karin Schloesser, Jutta Jessenberger, Elisabeth Salomon, Monika Westfeld, Sonja Goldschmidt, Gisela Schumacher, Christine Gloeckner, Grazyna Pieczykolan, Gisela Gruhn, Marion Butschkau, Jutta Kämpf, und in Worte gekleidet von Gaby Reucher.

Frauentour auf Saar und Mosel vom 15. bis zum 18. Juni 2017