Die Rasmus von Porz nach Bad Schwartau überführt

Die Saison 2017 ist in vollem Gange, jedenfalls dem Kalender nach. Die Boote des CfWP haben schon einige kleinere Ausfahrten hinter sich. Von Zündorf aus hat man eine riesige Auswahl an Zielen. So ist ein Schiff zurzeit in Nancy in Frankreich.

Die „Rasmus“ haben Michael und ich in 5,5 Tagen von Köln nach Bad Schwartau verholt. In dieser Zeit haben wir laut GPS 663,4 Kilometer zurückgelegt. Obwohl wir uns etwas mehr Zeit genommen haben als sonst. Mit dem Auto geht das natürlich etwas schneller, aber nicht so entspannt.

Den Rekord für diese Strecke halten Dieter Liesendahl und Klaus Weikert. Sie haben die Strecke in 3,5 Tagen geschafft. Dabei war Dieter alleine, also „Einhand“ unterwegs, was das ganze enorm erschwert. Bei der erlaubten Geschwindigkeit von 12 km/h und auf ausgebauten Strecken von 15 km/h kommen schnell Fahrzeiten von über 16 Stunden zu Stande. Wir haben uns mit 10 Stunden begnügt.

Am spannendsten sind die Schleusen


Abendstimmung beim Automobil- und Motorbootclub Castrop-Rauxel (AMC)

Am 11.06.17 haben wir um 6:44 abgelegt und abends um 18:22 beim AMC hinter der Schleuse Herne Ost wieder fest gemacht. Damit lagen die ersten 144,5 Kilometer und 5 Schleusen im Kielwasser, also hinter uns. Wir hatten Glück, denn es ging quasi ohne lange Wartezeit durch die Schleusen.

Für uns ist es immer wieder spannend, wie wir durch die Schleusen kommen. Letztlich bestimmen sie und die Technik des Schiffs die Geschwindigkeit. Dazu muss man wissen, dass Sportboote prinzipiell nur mit der Berufsschifffahrt zusammen geschleust werden. Leider sind heute die Schiffe zum großen Teil so gebaut, dass sie genau in die Schleusen passen. Dann ist kein Platz mehr für uns und es heißt warten. Wenn man Glück hat fahren in die eine Richtung mehr Schiffe als in die andere, dann sind Leerfahrten nötig, und wir dürfen mit. Manchmal haben die Schleusenmeister aber auch Mitleid.

Sehenswürdigkeiten bleiben auf der Strecke


Hebewerk Henrichenburg

Am zweiten Tag ging es vorbei am alten Hebewerk von Henrichenburg durch Münster und die Schleuse bis in den Mittellandkanal (km 12,8) zur Marina Recke. Das sind 111,1 km nach GPS und rechnerisch nach Buch 112,8. Zeit für die vielen Sehenswürdigkeiten auf der Strecke blieb uns da nicht, obwohl allein Münster mit dem Stadthafen oder auch Fuestrup eine Reise wert sind. Unsere Termine ließen das allerdings nicht zu. Los ging es um 7:00 und fest haben wir um 17:10 gemacht.

Dafür war der dritte Tag etwas länger. Ablegen um 5:28 und fest um 17:38 Uhr, 150,7 km im Kielwasser und Michael konnte abends seine Arbeit am Laptop erledigen. Deutschland ist nämlich auf weiten Strecken eine digitale Einöde, Diaspora sozusagen. Man hat nicht einmal Netz zum Telefonieren. Internetsüchtige wären auf dieser Strecke bestimmt nicht glücklich.

Ein „Höhepunkt“, die Schleuse Ülzen

Am vierten Tag passierten wir die Schleuse Anderten die frühere Hindenburg Schleuse. Den Mittellandkanal verließen wir bei km 233,6 und machten schon um 16:30 in der Marina Wittingen nach 108,9 fest.

Der fünfte Tag war spannend, denn wir hatten die Schleuse Ülzen mit 23 m Höhe (das Hebewerk mit bis zu 38m) sowie die Schleusen Lauenburg und Witzeeze vor uns. Bei allen können sich lange Wartezeiten ergeben. Deshalb sind wir schon um 5:50 losgefahren und fest in Mölln waren wir um 18:40 Uhr.

Wir hatten dieses Mal Glück und mussten eigentlich nirgendwo lange warten. Selbst beim Hebewerk Lüneburg ging es schnell. Zwei Schiffe der weißen Flotte kamen hoch und fuhren gleich wieder zu Tal. Dadurch kamen wir mit 4 anderen Kollegen sofort mit. Die anderen hatten schon über zwei Stunden gewartet. Da sehr oft nur ein Trog in Betrieb ist, hat die Berufsschifffahrt dort oft Wartezeiten von über 15 Stunden. Immerhin ist das sogenannte „Doppelsenkrecht Schiffshebewerk“ von 1976 technisch sehenswert und eine Attraktion im Landkreis Lüneburg.

Immer schön langsam ans Ziel im Elbe-Lübeck Kanal

Auf dem Elbe Lübeck Kanal, der seit 116 Jahren die Elbe mit der Nordsee verbindet, sind nur 10 km/h erlaubt und die Schleusen sorgen dafür – neben eventuellen Strafen – dass die Geschwindigkeit nicht überschritten wird. Man wartet mit dem Schleusen halt so lange bis die erlaubte Mindestfahrzeit erreicht ist. Die Ermahnung gibt es je nachdem dazu. Schlimm wird es, wenn ein Profi mit in der Gruppe ist. Je nach Beladung fahren sie erheblich langsamer und geben die Geschwindigkeit vor da die Gruppe zusammen bleibt.

Um 5:20 haben wir Mölln verlassen und nach fünf Schleusen um 10:20 in der Nordostmarina festgemacht. So blieb Zeit die Masten zu stellen, was uns trotz starker Böen gelang.

Laut GPS haben wir 663,4 km zurückgelegt. Das geht also auch mit einer Geschwindigkeit von 12 Km/H. Die Maschine lief 56,6 Stunde. Bei einem Verbrauch von 4,75 L/h sind das 268,85 Liter Diesel.

Text: Marcus Schüler

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